Als alles begann...

Gründungsrektor Ernst Struck (Rektor 1949 - 1952)
Gründungsdekan Theodor Macklin (Dekan / Prodekan 1951 - 1956)

Stunde null in Deutschland. Nach der Kapitulation am 8. Mai 1945 gehen die Alliierten konsequent an die Umsetzung der Beschlüsse der Konferenzen von Jalta und Potsdam. Deutschland wird vertragsgemäß in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Während in den westlichen Zonen die kriegswichtigen Werftanlagen gesprengt bzw. demontiert und abtransportiert werden, wird in der sowjetischen Besatzungszone auf Befehl der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) die Werftkapazität kontinuierlich ausgebaut. Das Ziel ist der Neubau von Fracht- und Fischereischiffen. Angesichts eines Platzes 23 unter den Handelsflotten, soll die Monopolstellung der Amerikaner und Briten um jeden Preis gebrochen werden und die schlechte Versorgung der russischen Bevölkerung mit Lebensmitteln durch den Neubau der Fischereiflotte verbessert werden. Das große Problem — Mecklenburg - Vorpommern als Standort für die notwendige Werftindustrie ist zum Zeitpunkt des Neuanfangs historisch bedingt in erster Linie landwirtschaftlich geprägt und industriell stark unterentwickelt. Lediglich 1% der deutschen Handelsschiffe, 2% der Schiffbauindustrie, 1,8 % der Fischerei und 1,9 % des Hafenumschlages sind in der Sowjetischen Besatzungszone beheimatet, von denen ein Großteil infolge des Krieges zerstört bzw. stark beschädigt sind. Ungeachtet dieser Situation entstehen unter den schwersten Bedingungen in Wismar, Rostock, Stralsund und Wolgast neue Werftanlagen und gleichzeitig Zentren für den Maschinenbau, den Motorenbau und die Elektrotechnik. 

Von 1946 bis 1953 werden alleine für die damalige Sowjetunion im Rahmen der Reparationsleistungen die unvorstellbare Anzahl von 1600 Schiffen repariert, umgebaut bzw. neu gebaut. Später steht auch die Schaffung einer leistungsstarken Flotte für die 1949 gegründete DDR auf dem Plan. Ein stets gegenwärtiges Problem ist dabei das Fehlen qualifizierter Facharbeiter, Ingenieure und Wissenschaftler. Aus diesem Grund beginnt im Wintersemester 1950/51, konkret am 1. November 1950, die ingenieurtechnische Ausbildung an der Universität Rostock. Von einer Eröffnungsfeier wird zunächst Abstand genommen, da keine geeigneten Räumlichkeiten zur Verfügung stehen. Am 26. Mai 1951 ist es dann aber doch so weit, in den frisch renovierten Räumen der ehe-maligen Gewerbeschule der Klement-Gottwald-Straße (heute Parkstraße) wird in Anwesenheit vieler Repräsentanten aus Forschung, Politik und öffentlichem Leben die Technische Fakultät für Schiffbau feierlich eröffnet. Damit wird die Rostocker Universität die erste Universität Deutschlands, die ihre klassische Struktur um eine technische Fakultät erweitert und somit wegweisend für andere Universitäten wird.

Der Gründungsdekan, Oberingenieur Theodor Macklin (1881 - 1956), bei der Gründung der Technischen Fakultät für Schiffbau bereits 70 Jahre alt, engagiert für die Ausbildung wissenschaftlich qualifizierte Mitarbeiter der Werften und der ehemaligen Heinkel-Flugzeugwerke, womit von Anfang an eine enge Verflechtung mit der Praxis gegeben ist. Die Überbrückung der Kluft zwischen den Naturwissenschaften der klassischen deutschen Universitäten und den Technikwissenschaften an den Technischen Hochschulen soll mit der universitären Ingenieurausbildung erreicht werden. In den Folgejahren entwickelte sich die Fakultät zu einer national und international anerkannten Institution in Forschung und Lehre, die heute als Fakultät für Maschinenbau und Schiffstechnik mit Stolz auf ihre lange Tradition und die erzielten Erfolge zurückblicken kann.