Auf dem Weg zur klimaneutralen Schifffahrt – Start der 8. Rostocker Großmotorentagung

Etwa 90 Prozent des globalen Handels werden über den Seeweg abgewickelt. Die Schifffahrt ist für etwa drei Prozent der menschengemachten Treibhausemissionen verantwortlich – Verbrennungsmotoren werden in industriellen Anwendungen nach wie vor eine wichtige Rolle spielen. „Der wichtigste Schlüssel für eine CO2-neutrale Schifffahrt der Zukunft liegt in der Wahl der eingesetzten Kraftstoffe“, erklärt Professor Bert Buchholz, Leiter des Lehrstuhls für Kolbenmaschinen und Verbrennungsmotoren (LKV) an der Universität Rostock. Da eine direkte Elektrifizierung nur für kleine Schiffe und kurze Strecken möglich sei, „werden gasförmige oder flüssige synthetische Kraftstoffe eine immer größere Rolle spielen.“

Obwohl die Forschung und Entwicklung synthetischer Kraftstoffe in den letzten Jahren insgesamt zugenommen habe, „beträgt der Anteil klimaneutraler Kraftstoffe im internationalen Schiffsverkehrt laut der Internationalen Schifffahrtsorganisation IMO nur ca. 0,1 Prozent der weltweit dokumentierten Kraftstoffmengen. Strombasiert erzeugte Kraftstoffe wie Methanol oder Ammoniak stehen damit erst am Anfang ihrer Entwicklung. Aktuell gibt es etwa vierzig bis fünfzig Schiffe, die mit Methanol angetrieben werden können und lediglich erste Versuchsmotoren für Ammoniak“, sagt Dr.-Ing. Karsten Schleef, der das Team Großmotoren am LKV leitet.

Zukünftige Schiffskraftstoffe müssen eine Reihe von Anforderungen erfüllen, was eine Umsetzung erschwert: „Schiffe sind oft über zwanzig Jahre in Betrieb und müssen ihren Kraftstoff weltweit tanken. Hierfür muss eine tragfähige Infrastruktur entwickelt werden. Für eine schnelle Einführung emissionsarmer Kraftstoffe ist es zudem wichtig, dass diese mit bereits existierenden Schiffsmotoren weitgehend kompatibel und mit den weltweit verfügbaren fossilen Kraftstoffen mischbar sind. Die teuren erneuerbaren Kraftstoffe müssen ebenfalls Fortschritte beim Wirkungsgrad und Emissionsverhalten ermöglichen und hinsichtlich ihrer Eignung und Auswirkungen bewertet werden – das macht intensive Forschungen notwendig“, so Bert Buchholz.

Die Klimaziele der Bundesregierung sehen vor, die Treibhausemissionen bis zum Jahr 2050 drastisch zu reduzieren. Doch Klimaschutz geht nicht im Alleingang und stellt ein internationales Unterfangen dar. Die Großmotorentagung, die seit 2010 alle zwei Jahre von der Universität Rostock mitorganisiert wird, ermöglicht die Vernetzung und den Austausch weltweiter Akteure. In wissenschaftlichen Vorträgen werden Experten und Expertinnen neue Forschungsergebnisse und innovative Entwicklungen präsentieren. „Das langfristige Ziel der Konferenz ist es, für die nächste Motorengeneration einen Vorlauf zu schaffen“, betont Bert Buchholz. „Eine klimaneutrale Schifffahrt und die Senkung von Schadstoffen ist dringend notwendig, um negative Auswirkungen auf die Bevölkerung in Hafenstädten sowie auf Umwelt, Meer und Atmosphäre zu vermeiden. Die Menschheit hat in den vergangenen Jahrzehnten viel dazugelernt. Die Herausforderung ist es, unser Wissen in kürzester Zeit praktisch umzusetzen.“

 

Weitere Informationen und Programm:
rgmt.de; Interview mit Karsten Schleef für InnoFuels: www.innofuels.de/469.php

 

Kontakt:
Dr.-Ing. Karsten Schleef
Universität Rostock
Lehrstuhl für Kolbenmaschinen und Verbrennungsmotoren
Tel.:  +49 (0) 381/498-9419
karsten.schleef@uni-rostock.de
www.lkv.uni-rostock.de


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